Ein Pianist mit Poesie und Technik

Daniël van der Hoeven bei den Bachtagen

Ein überzeugendes Beispiel für die Verbindung von Poesie und Technik bot der Pianist Daniël van der Hoeven bei den Würzburger Bachtagen. In einer ordentlich besuchten Matinee im Toskana-Saal der Residenz spielte der 28-Jährige, der heuer im März den „Internationalen Klavierwettbewerb J. S. Bach Würzburg“ gewonnen hat, nicht nur Bach, sondern auch Brahms.

Natürlich hat die Pianisten-Generation, der Daniël van der Hoeven angehört, die Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis längst verinnerlicht. Das ermöglichte dem Niederländer, am Flügel freier als die Pianisten vor wenigen Jahrzehnten mit Bach umzugehen, ohne ins romantische Extrem zurückzufallen.

Butterweicher Anschlag

Daniël van der Hoevens Anschlag war in Bachs Französischer Suite Nr 2 und in der Partita Nr. 2 butterweich. Wo es sinnvoll und nötig war, akzentuierte er die Themeneinsätze und verlieh den Motiven Profil. Aber das geschah ohne unangemessene Härten. In der Matinee, die zugleich das offizielle Förderkonzert für junge Künstler der diesjährigen Bachtage war, trug er drei Präludien und Fugen aus dem 1. Band des Wohltemperierten Klaviers mit bewundernswerter aber niemals aufdringlicher Virtuosität vor. In dieser Hinsicht fabelhaft waren insbesondere die cis-Moll-Fuge und das Capriccio aus der Partita.

Bei Johannes Brahms gewann die lyrische Seite des Pianisten ein wenig die Oberhand. Das war dem Anfangs- und dem Schluss-Intermezzo aus Opus 118 gar nicht mal abträglich. Das leise bohrende es-Moll des letzten Satzes gewann durch das feinfühlige Spiel des Pianisten sogar noch an Intensität. Die Ballade allerdings hätte durchaus etwas mehr rhythmisches Feuer vertragen können.

Einfühlungsvermögen

So richtig wohl zu fühlen schien er sich doch eher bei Bach. Denn wie Daniël van der Hoeven die Melodie-Linien in der Sarabande der Französischen Suite gestaltete, war ein Musterbeispiel musikalischen Einfühlungsvermögens.

Als Zugabe spielte er ein Stück, das einen recht heftigen Kontrast zum Rest des Programms bildete. Der Pianist gab das Tempestoso aus Sergei Prokofievs „Sarcasmen“. Er spielte das moderne Bravourstück fulminant und mit der nötigen Dosis an trockenem Humor.

Kupke Frank

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